Mittwoch, 15. Januar 2014

Currywurst-Guide in Süd-Berlin | 2. Teil

Also diesen Blend-Schock-Granaten-Currywurst-Bomber ...


...überspringe ich einstweilen, bis ich mir eine Anti-Augen-Krebs-Brille zugelegt habe.

Nun zu dem hier. 


Maximilian auf dem Mariendorfer Damm 292 (die Bundestrasse 96) an der Trabrennbahn Mariendorf. Weit über den Süden Berlins in alle Richtungen hinaus im großflächigem Umfeld bekannt und beliebt.

Ein Klassiker unter den Berliner Currywurstbuden (ich vermeide bewusst die obszön ausgelutschte Vokabel "Kult-Currybude"). 

Schon seit ewigen Zeiten steht man hier üblicherweise etwa fünf bis zehn Minuten in der Schlange an, bis man was auf dem Teller hat. 

Regel Nummer 1 | Da wo ´ne längere Warteschlange ist, isst man in der Regel gut! Ausnahmen sind sogenannte "Kult-Currybuden" mit hohem Touristenanteil oder Ostzonenbutzen mit Idioten-Apostroph...


Wir hatten Glück und trotz der etwas komplizierten Bedienung einer Rolli-Fahrerin und dem an dieser Stelle häufig vorkommenden Blitz-Überfall einer hungrigen Funkstreifenbesatzung mit der hier üblichen Vorrang-Schaltung, ist das drei bis vierköpfige Team (manchmal sogar fünf Servicekräfte) hinter der Theke von der sichtbar eingespielten und ganz flotten Art.



Regel Nummer 2 | Je mehr Personal hinter der Theke, desto besser in aller Regel die Qualität der Speisen und des Service. Currywurstbuden mit nur einer Kraft hinter der Theke bedeuten a) es gibt nicht viel zu tun und b) wenn es was zu tun gibt, leidet der Service und die Sauberkeit des Ganzem und c) mangelt es häufig an ausreichender Motivation.

Die Bude an der Trabrennbahn ist von zwei Seiten mit einem Windschutz versehen, wo man sich mit den anderen Gästen aller horizontalen und vertikalen sozialen Schichten dieser Stadt, zu einem gemeinsamen Mahl zusammen kuscheln kann.

Draußen gibt es auch noch reichlich Möglichkeiten, wo man an Stehtischen essen (und rauchen) kann. Auch einige Sitzgelegenheiten gibt es, wobei hier soll gelten die

Regel Nummer 3 |  Ein echter Berliner und der wahre Kenner der Materie isst seine Currywurst in Berlin im stehen. Sofern nicht behindert, setzen sich an einer Currywurst-Bude nur dekadente Spinner hin, wie z.B. schwäbische Gentrifizierer mit clandestinem Schmacht auf was Ehrlichem auf dem Teller, jenseits ihres üblichen Bio-Kacke-Kiez.

Der Boss lässt permanent die selben sattsam bekannten Ulk-Sprüche ab, wie in den vergangen  Jahren. Hinhören tut da kaum einer noch, hat aber durchaus etwas heimeliges ...

Seine Frauen haben fast immer Zeit für einen kurzen und persönlichen Plausch mit den Gästen. Man kennt sich hier, sogar wenn man von etwas weiter angefahren kommt. 

Regel Nummer 4 | Wer ein geneigtes Stamm-Publikum hat, das bereit und willens ist, ein paar Kilometer durch die Stadt zu fahren, um hierher zu gelangen, kann nicht zu den Brutzel-Losern gehören. Und Parkplätze gibt es mehr als ausreichend in unmittelbarster Nähe.

Maximilians gibt es viele in der Stadt. Zum Beispiel der früher außergewöhnlich gute Laden am alten Tempelhofer Hafen, bevor dort das Einkaufszentrum gebaut wurde. Lohnt sich jetzt nicht mehr. Da gibt es durchaus besseres in der Gegend.

Wir hatten jeder ´ne Currywurst mit Fritten sowie Mayo und scharfen Zwiebeln dazu. Meine Pommes sollten etwas dunkler sein. Für mich noch einen heißen Kakao aus der Pulle.


Mit eingeübter liebevoller Routine in fünf/sechs Stücke geschnitten, wurde die Wurst mit vier Streifen Ketchup verziert und dann eine ausreichende Menge desselben als optisch wohlfeil ausschauendes Bett drum herum gegossen. Warum betone ich das jetzt so?

Nichts ist erniedrigender und widerwärtiger, als in Ketchup zu Tode ersäufte Wurstklumpen heraus zu angeln, deren Ursprünglichkeit kaum noch zu erahnen sind. Wenn selbst die zum tunken gereichte Schrippe nicht ausreicht, dieses rote Geschmier von der Pappe zu stippen, kann das nur eins heißen, - der Ketchup ist Scheiße, weil billigster Industrie-Ketchup. 

Bei Maximilian an der Trabrennbahn sieht die Pappe nach dem essen aus wie geleckt. Das meine ich wörtlich, denn der Ketchup ist vielleicht nicht unbedingt hausgemacht aber von einer geschmacklich durchaus gehobenen Sorte und wird in einer ausreichenden und ansprechenden Menge serviert.

Regel Nummer 5 | Da wo wenig aber ausreichend Ketchup serviert wird, ist er in der Regel gut, weil gustatorisch wohlschmeckend und - so sollte man annehmen - auch etwas teurer im Anschaffungspreis. Ein diskreter Blick in die Müllbehälter ist mitunter sehr aufschlussreich. Schwimmen dort die entsorgten Pappteller in roter Tunke drin, taugt der Ketchup nichts.

Die Wurst selbst tönt angenehm hörbar knackig beim Anbiss und schmeckt ohne jegliche Beanstandung so, wie sie sein muss! Schlicht und einfach lecker ...!!! 

Die Pommes sind außen leicht kross und innen lecker kartoffelig. Genau richtig! Die Mayonnaise ist von fester, cremiger und vor allem wohlschmeckender Konsistenz. Sie umschmeichelt sowohl die taktile als auch geschmackliche Wahrnehmung an den Geschmacksknospen.

Zwei Fehler hab ich (!) gemacht! 

Fehler Nummer 1 | Niemals die Scoville-Skala aus dem Hinterkopf verlieren.

Die von mir in einem Anfall von Größenwahn georderten scharfen Zwiebeln sind wirklich scharf gewesen und nicht pikant, wie erwartet. Hölle verdammt, auf sowas steh ich ja nun echt gar nicht... 

Fehler Nummer 2 | Niemals heißen Kakao aus der Pulle in welcher Bude auch immer ordern, es sei denn, man betrachtet dies als zwingend zugehörige winterliche Berliner Besonderheit beim Verzehr einer Mahlzeit dort.

Der heiße Kakao aus der Pulle ist (soweit mir bekannt) so, wie in allen Currywurstbuden in Berlin seit je her. Nämlich übelste Plörre. Keine Ahnung, welche Ingredienzien für die Herstellung verwendet werden. 

Er wird in einem Bottich mit heißem Wasser stundenlang geköchelt. Durch die stundenlange Hitzezufuhr verwandelt sich das untere Fünftel der ursprünglichen Flüssigkeit in eine puddingartige Masse, die man auch durch emsig bemühtes schütteln nicht wieder in eine homogene Konsistenz zurück verwandelt kann.

Durch das stunden- oder sogar tagelange Bad in dem heißem Wasser, löst sich das aufgeklebte Etikett von der Flasche und man bekommt dann den klebrigen Rest-Schmand von Selbiger kaum noch von der Hand oder den Fingern und Nitroverdünnung hat ich gerade nicht dabei ... :-)))

Solche Würste und Pommes wie an der Trabrennbahn, gibt es an vielen Stellen in der Stadt, ohne daß man diesen Verkaufsbuden einen sogenannten "Kult-Status" zumuten muss.

Maxi an der Trabrennbahn ist eine von ihnen und fügt sich damit in einer kontinuierlichen Linie von guten und fast schon herausragenden Currywurst-Brutzlern ein, die diese Stadt braucht, um in Würde überleben zu können...

Was für ein geschmackvoller Sonnenuntergang am Mariendorfer Damm ...


Auch konniebritz aus Neukölln findet den Laden gut. Maximilian Imbiss an der Trabrennbahn

Die Öffnungszeiten lassen Spiel, für in Berlin nicht ungewöhnliche Exkursionen jenseits von Gut und Böse.

Mahlzeit
*********

Mit dem Wohnmobil durch´s heutige Portugal? Ja! Aber mit dem hier klick  und bumm ... Und nicht(!) weiß issa auch noch ...

5 Kommentare:

  1. Bei dem WoMo hast Du aber noch ganz schön viel Umbauarbeiten vor Dir...

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    1. Ja! Innen soll´s ja gemütlich werden. Draußen bleibt´s wie es ist ... Hört übrigens auf den Namen ´Erlkönig 8x8 ASV´. Putzig, nöh... ?

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  2. Maximilian am Lichtenrade Damm schmeckt besser als Mariendorfer Damm

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  3. Fehler Nummer 3: du hast keine Knoblauchmayo bestellt!
    Ich empfehle stets Körner auf der Curry und nach dem Gaumenschmaus ne Kippe. Die Currykippe, wow!!

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    1. Stimmt! Ich gelobe Besserung ... als guten Vorsatz für 2017! Guten Rutsch ..... !

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