Freitag, 10. Januar 2014

Vorhin im Eiscafé ...

Manchmal verstehe ich immer schwerer, was in diesem Land so vor sich geht.

Das fängt schon mit dem seltsamen "Winter" an...

Es ist zwar mit etwa 12°C bis 13°C echt nicht gerade winterlich kalt hier am Westzipferl aber nun auch nicht wirklich mein ansonsten sonniges Gemüt erhellend, angesichts des Gepiesels, böigen Windes und dem dunklen Gewölk am Himmel. 

Hinzu kommt, daß mir gerade ein Installateur ein neues Sitz-Klo einbaut. Das alte hat angefangen, rum zu zicken und wurde inkontinent am Krümmer und Knie oder sowas...

Ich lass ihn machen und hau erst mal ab.

An solchen Tagen hilft eigentlich immer ein Auftritt im Eiscafé Domenico am Elisenbrunnen. 



Ein in Aachen alteingesessener guter katholischer Familie-Clan aus Calabrien in Italien führt dieses Café mit einer wahrhaft Herz erwärmenden Hingabe und wohlgesonnener Zuneigung seinen Gästen gegenüber.

Wollte mir eigentlich in der hintersten Ecke ganz locker die Dezemberausgabe von Brand:Eins durchlesen.

Doch daraus wird nichts, denn nun gerät mein heutiges Welt- und Menschenbild leicht ins schwanken.

Draußen laufen meine Freunde Ki. aus Eritrea und La. aus Gambia vorbei. Wir setzen uns zusammen und plaudern. 

Ki. ist aktives Mitglied der Eriträischen Evangelischen Kirchengemeinde in Aachen und La. geht oft zur Eucharistiefeier der Afrikanischen Gemeinde in die katholische Gemeinde St. Jakob. 

La. war mal kurze Zeit Schiedsrichter bei den Jugendmannschaften von Wacker Westwacht, wo auch seine Kinder trainieren. Sie haben ihn dann für ewig und drei Tage auf die Zuschauerplätze verbannt, weil er ständig die Torseiten verwechselt hat, worüber heute alle herzlich lachen können. Damals nicht ....!

Ki. seine Frau muss mindestens einmal die Woche Nürnberger Rostbratwürstchen vom Penny mit grob gestampften Kartoffeln für ihn machen.

Kurz darauf winken wir den zwar ursprünglich staatenlosen Palästinenser aber erfolgreichen Geschäftsmann und Genussmenschen Na. (Atheist) mit deutschen und frankophonen Pass und seine türkische Ehefrau Su. (eine moderne Muslima ohne Kopftuch und aktiv in der Aachener Frauen-Scene) hinein. Beide sind gute Freunde von mir.

Wenige Minuten später erscheint die mir gute Bekannte Fa. mit ägyptischen muslimischen Immigrations-Hintergrund. Eine aufgeklärte und weltoffene Doktorin der Geschichtswissenschaften und Biologie an der RWTH, die gerne so manchen politisch unkorrekten Schabernack treibt.

Sie hat zwei Freundinnen aus Jordanien (mit Kopftuch) und den Ehemann mit türkischem Immigrations-Hintergrund einer der beiden Frauen dabei. Alle drei sind aktive Mitglieder in der Aachener Bilal Moschee und seit Jahrzehnten bestens integrierte deutsche Staatsbürger in Aachen. Wir kennen uns seit Jahren.

Der Mann machte auf mich schon immer den Eindruck, als ob man aufpassen sollte, was man so zur weltpolitischen Lage im allgemeinen und zu den religiösen Befindlichkeiten im Levante oder in der Türkei im besonderen sagen oder besser nicht sagen sollte, obwohl er lachend erläutert, weshalb Merguez mit Brat-Kartoffeln und deutsche Erbsensuppe nach Halal zu seinen Lieblingsgerichten gehören.

Dann kommt No. herein. Ein herzensguter Mensch und Apotheker-Sprössling, der zu den profiliertesten Kennern der alten und jüngeren Aachener Kunst- und Kulturscene zählt und der alle Götter und Teufel der verschiedenen Welten in Aachen kennt aber selbst ein Ungläubiger ist.

Wir ordern diverse, für diese Jahreszeit erschreckend dekadente, Eisbomben und Kaffee.

Domenico beginnt, uns einen größeren Bereich frei zu machen und wir bekommen eine hauptsächlich für uns zuständige Service-Dame (eine Türkin und die beste Kraft im Hause), als Rudi herein kariolt. 

Rudi! Ein ganz lieber Kerl aber ständig angetüdelter und leicht grölender fetter Messebauer. Ein grundanständiger Bildungsprolet, Top-Photograph und ebenfalls profunder Kenner aller Untiefen des Öcher Kulturlebens aus grauen Vorzeiten sowie dem Heute. Vom Wesen eines Alfred Tetzlaff, ist er auf Anhieb bei Allen über jeden Verdacht erhaben, auch nur einen Funken von Spiritualität in Sich zu tragen. Er isst fünf Kugeln Eis und trinkt fünf Bier. Immerhin rülpst er nur ganz wenig hinter vorgehaltener Hand und mit außergewöhnlicher Zurückhaltung.

Es ist eine sehr angenehme und lustige Plauderei mit allen, die an den mittlerweile von Domenico zusammen geschobenen Tischen sitzen. Es wird viel gelacht.

Die jordanische Kopftuch-Frau spricht seltsam feixend kurz auf türkisch mit ihrem türkischen Ehemann. Dieser stutzt leicht verwirrt sowie sichtbar an den Verstand seiner Frau zweifelnd, fragt dann aber hinter vorgehaltener Hand den ihm unbekannten Rudi irgendwas, der ebenfalls kurz verwirrt scheint, dann aber mit einem schallenden "Na klar! Mach mal!" antwortet. 

Der türkische Mann holt einen Apple-Laptop aus der Tasche seiner Frau, während sie uns erklärt, daß wir uns mal ein YouTube Video ansehen sollten, auf der ein Österreicher zu sehen sei, der vor dem Parlament eine Rede hält.

Er schickt vorweg, daß es schon mal einen Österreicher in der Geschichte gegeben habe, der rhetorisch zwar was auf dem Kasten gehabt hätte (vorbehaltlich der inhaltlichen Lügen und Schwadronierereien wie er hinzufügt) aber ansonsten ein Arschloch gewesen sei und erklärt zudem, daß wir Deutschen endlich aufhören sollten, ständig und vor allem penetrant in unserer Vergangenheit nach Wunden zu suchen, die mittlerweile kaum noch jemanden außerhalb Deutschlands interessieren würden.

Zudem gäbe es in der Türkei erschreckend mehr gefährliche und aktive Nazis im Vergleich zu Deutschland, als wir Deutschen es uns vorstellen könnten oder wollten.

Bin nun echt gespannt wie ein Flitzebogen, was jetzt kommt ...

Der Nationalratsabgeordnete E. Stadler spricht vor dem Österreichischen Nationalrat.



Domenico zeigt verlegen grinsend mit dem Daumen nach oben. 
Ki. und La. sind kurz davor zu klatschen. 
Na. und Su. sind bemüht, keine sichtbar zustimmende Reaktionen zu zeigen, was ihnen nicht ganz gelingt. 
Fa. ist etwas verwirrt, meint dann aber, "nicht übel, der Bursche". Rudi lacht sich lauthals geradezu krummbuckelig und der Apotheker griemelt leicht verschämt in sich hinein.

Ich bin beeindruckt, genau wie die Anderen es auch sind.

Diese Rede war mir schon länger bekannt. Ich hätte sie jedoch nicht ohne weiteres öffentlich verlinkt. Bei den "Toleranz-Romantikern" vom Claudia Roth´schen Gnaden-Gesindel weiß man ja nie so genau, mit welcher links-faschistoiden Keule sie zurück schlagen könnten ... 

Dazu brandaktuell  die Nachrichten der letzten Tage zu diesem Thema

Christenverfolgung nimmt weltweit zu

Zugegeben! Die Christen waren - vereinfacht zusammen gefasst - auch nicht immer zimperlich in den vergangenen zweitausend Jahren. Aber das wir heuer das Jahr 2014 schreiben, ist auch denen  nicht entgangen.

Übrigens! In Berlin wird demnächst eine Brücke nach Hatun Sürücü benannt werden
Am 2. Mai 2013 stimmte der Kulturausschuss Tempelhof-Schöneberg mehrheitlich für einen Antrag der CDU, eine Brücke vom Tatort Oberlandstraße zum Tempelhofer Feld nach Hatun Sürücü zu benennen. Sie solle damit für ihren „Mut und Verantwortung“ gewürdigt werden.
Hatun Sürücü war eine moderne und lebenslustige junge Frau türkisch-kurdischer Herkunft mit deutschen Pass und eine Nachbarin meiner Mutter, bis sie von ihren steinzeit-islamistischen Familienangehörigen, nur wenige Meter vom Haus entfernt, 2005 erschossen worden ist.

Die Frau Doktorin Fa. zahlt die gesamte und nicht gerade pingelige Rechnung für alle.

Adeus! Hoşça kal! Sbalachir! Salut! Ba beneen! Nabadey! Tschüss! War einer der ganz fein-herben Tage heute mit Euch! Danke!

Irgendwie find ich Deutschland manchmal ziemlich cool...

Bis auf das Wetter! Das ist momentan Scheiße ...!

Mein neues Klo funzt übrigens wieder einwandfrei, wo wir schon mal beim Thema sind.

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