Montag, 6. Oktober 2014

Die Lütticher Straße | 3. Teil

Wie bereits angesagt, diesmal u.a. etwas über die letzten Tage des Straßenbahnverkehrs auf der Lütticher Straße.

Als erstes zwei Fundstücke aus dem Internet, die die Örtlichkeiten kurz nach dem Krieg und in den 50igern veranschaulichen sollen.

Der Kreuzungsbereich Löhergraben Ecke Jakobstraße, wo man den Straßenbahnverlauf zur Kirche St. Jakob erkennt und von wo aus dieser Verlauf dann zur Schanz Ecke Lütticher Straße Richtung Belgien führt. 
(Gefunden im Archiv des analogen Alltags des WDR)

Und so sieht es dort heute aus:

Kreuzung Löhergraben | Jakobstraße | Karlsgraben

Die Litfaßsäule und das kleine Mädchen stehen nicht mehr dort und eine Straßenbahn fährt auch schon lange nicht mehr in Aachen.
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Der zweite Fund aus dem Internet zeigt den Kreuzungsbereich Schanz Ecke Lütticher Straße in die andere Richtung zur Kirche St. Jakob und dem Stadtzentrum hin im August 1945.

Hier die Aufnahme (das erste Bild) und neben weiteren Bildern aus jener Zeit, ist ein Bericht des britischen Soldaten und Agenten des Intelligence Service Dr. John Francken zu lesen. 
(Gefunden auf Aachener Geschichtsverein e.V. (AGV)

Das selbe Bild noch einmal (an vierter Stelle) mit einem anderen Bericht dazu.

Von rechts kommt der Boxgraben und nach links führt die Straße An der Schanz zur Vaalser Straße, von wo aus es in die knapp drei Kilometer entfernten Niederlande geht. Der Blick geht Richtung Innenstadt und der Kirche St. Jakob.

Der Photograph stand in etwa an der Stelle, wo kurze Zeit später das Lebensmittelgeschäft Brab-Zimmermann (heute Klüttermann-Markisen) eröffnete, welches ich in diesem Artikel vorgestellt hatte.

Zu sehen ist die zerstörte und von amerikanischen Pioniereinheiten notdürftig mit Holzplanken reparierte Straßenbrücke Schanz, wo drunter der Bahnverkehr durchlief und heute die Regionalzüge wieder verkehren.

Auf einem Schild steht in englisch Sprache, "When better Bridges are built - CO. "C" - ´will build them"

Eine Straßenbahn fuhr zu dem Zeitpunkt der Aufnahme im August 1945 aus betriebstechnischen und statischen Gründen dort nicht.


Heute sieht es dort so aus. 

Kreuzung An der Schanz | Lütticher Straße | Boxgraben | Jakobstraße



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Die folgende Aufnahme hat mir wieder der Herr Optikermeister F. Zimmermann zur Verfügung gestellt und wird hier erstmals öffentlich gezeigt. Ich bedanke mich für die freundliche Unterstützung beim Herrn Zimmermann dafür.


Auf dem Bild zu sehen ist ein Waggon der Aachener Straßenbahn der Linie 27. Der Blick geht von der Schanz auf die rechte Straßenseite der Lütticher Straße in Richtung Franziskus-Hospital.

Das Photo muss nach der steinernen Wiederherstellung der durch Kriegseinwirkungen zerstörten Schanz-Brücke aufgenommen worden sein, weil über das von den Amerikanern errichtete Holzprovisorium keine Straßenbahn fahren konnte. 

Der Optikermeister Herr Zimmermann vermutet, daß diese Aufnahme im Jahr 1948 gemacht worden ist.

Technische Details zu dem Straßenbahn-Waggon und einen eindeutigen Zeitraum dieser Aufnahme wird der Herr Bimmermann von der Pauls-Apotheke recherchieren.

Das erste Gebäude von rechts ist die Hausnummer 6, wo sich das Lebensmittelgeschäft Brab-Zimmermann befand, welches ich im Artikel Die Lütticher Straße | 2. Teil  ausführlich vorgestellt habe.

Hier noch mal zum anschauen eine Aufnahme aus 1947.



Das Grundstück rechts daneben ist noch immer unbebaut, während die Wiederherstellung des linken Nachbarhauses mit der Nummer 8 seiner Vollendung entgegen schaut.

An der rechten Seitenwand des Hauses ist eine Werbefläche für eine SHELL-Tankstelle in 500 Metern Entfernung zu erkennen. Hierbei kann es sich nur um die Tankstelle an der Lütticher Straße Ecke Moreller Weg handeln, wo in den 80iger Jahre die Bäckerei Toeller Brot und Kuchen verkauft hatte.


Ein (vermutlich) amerikanischer Soldat regelt den Verkehr. 

Auf dem rechten Bürgersteig parkt neben dem Verteilerkasten der Opel Rekord, der auch auf der Aufnahme im 2. Teil hinter dem Pferdegespann zu sehen ist.

So sieht dieser Abschnitt heute aus.

 
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Auf der Seite Aachener Stadtgeschichte | Sammlung Mühlenberg ist zum Kreuzungsbereich Löhergraben | Jakobstraße| Karlsgraben ein weiteres historisches Bild zu sehen, über dessen Aufnahmeort einige Zeit Unklarheiten herrschte, bis Herr Bimmermann (wer sonst) für Klarheit sorgte.

Bau der Verbindungskurve Löhergraben Ecke Jakobstraße im Herbst 1952 

Darauf ist die Straßenbahn-Linie 27 zu erkennen, wie sie vom Markt kommend, auf die Jakobstraße zu fährt. 
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Es fällt auf, wie stark die Erinnerungen von Anwohnern und Geschäftsleuten schwanken, wenn sie bei den Interviews von mir gefragt werden, wann der Straßenbahnverkehr auf der Lütticher Straße eingestellt worden ist. Das sind erstaunliche Zeitspannen, die man zu hören bekommt ...

Für fundierte und amtliche Aussagen hierzu gibt es in Aachen zwei kompetente Ansprechpartner. 

Das sind zum einem die Verwalter des historischen Archivs der ASEAG und zweitens der Apotheker Herr Bimmermann

Der Einfachheit halber verweist die ASEAG mittlerweile gleich an Herrn Bimmermann weiter, dessen Kenntnisse, Faktensammlung, Daten und Quellen zur Geschichte der Aachener Straßenbahn phänomenal sind. 

Ich möchte mich an dieser Stelle für seine Unterstützung bedanken und stelle hier einige Links zu seinem Projekt vor.


"Reiner Bimmermann ist Gründungsmitglied des Förderkreises für historische Aachener Technik, der eine eigene Schriftenreihe über Fahrzeuge und Linien der Aachener Straßenbahn herausgibt."

Hier können einige Bilder aus seiner umfangreichen Sammlung historischer Photos angeschaut werden.

Auch auf der Wikipedia-Seite zur Straßenbahn Aachen wird er als mittlerweile führende Quelle genannt.

1895 oder 1897 ging die erste elektrisch betriebene Linie über die Lütticher Straße in Betrieb und führte von der Theaterstraße über Hauptbahnhof und Stromgasse zur  Schanz, dem Preussweg und der Waldschenke.

1933 verkehrten die Linie 1, die 11 (von Kelmis/Altenberg) und die 21 vom Grundhaus über Preussweg und Lütticher Straße. Im Laufe der Jahre gab es immer wieder Liniennetz-Reformen, die auch diverse Neunummerierungen mit sich brachten.

In der Zeit nach 1933 wurde die Lütticher Straße von 3 Linien befahren, deren Streckenverläufe, Abschnitte und Zielpunkte in verschiedenen Jahren verkürzt oder eingestellt worden sind.

Das waren die Linien 7 | 17 und die Linie 27, deren Verläufe erst vom Aachener Hauptbahnhof über den Kaiserplatz zum Markt führten, um ab dem Kreuzungsbereich Jakobstraße Ecke Löhergraben (weiter oben abgebildet) in Richtung Schanz weiter zu fahren (ebenfalls weiter oben abgebildet), wo dann der Rest der Strecke auf der Lütticher Straße verlief.

Auf der Lütticher Straße wurden u.a. die Haltepunkte Jüdischer Friedhof, Preußweg, Grundhaus, Waldschenke und Grenze Bildchen (an der Grenze zu Belgien) angefahren. 

Vom 26. März 1907 bis 1944 fuhr die Linie 27 sogar über Bildchen Grenze hinaus bis ins belgische Kelmis/Altenberg, wobei Altenberg der frühere deutsche Name für Kelmis war.

1944 wurde der Abschnitt Kelmis (B) nach Bildchen Grenze durch Kriegseinwirkungen zerstört und nicht wieder aufgebaut. Das unterste Bild hier, zeigt eine Aufnahme von 1956 an jener Stelle an der Grenze.

Am 28. August 1958 fanden die letzten Fahrten der Linien 17 und 27 auf dem Abschnitt zwischen Preusweg und Bildchen Grenze statt. Der Wendepunkt muss dann im Bereich Lütticher Straße - Amsterdamer Ring und Hohenstaufenallee gelegen haben.

Heute sieht es dort so aus.


Am 21. Juni 1961 wurde dann auch endgültig die Verbindung der Linie 7 (und der 2) über die Lütticher Straße bis Preusweg eingestellt.

Durchaus möglich, daß ich an weitere Bilder aus dieser Zeit drankomme !!!

Editorische Notiz: Die Schreibweise Preußweg, Preussweg oder Preusweg wechselte im Laufe der Jahrzehnte immer wieder mal. Das klamüser ich hier aber nicht auseinander ...
O o o o o 

Zu dem ´Napoleonischen Sommerpfad´ schreib ich ein anderes mal was.




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Es gibt übrigens eine Kommentarfunktion unter jedem Artikel ... ;-)! 

Und ein Kontaktformular für Anmerkungen, Berichtigungen und/oder Zuwendungen von Bildern oder Filmmaterial aus den alten Zeiten befindet sich in der rechten BlogRoll-Spalte.

Vielen Dank für das bisherige Interesse und die vielen positiven Rückmeldung auf der Straße und in den Geschäften.


Der Tano

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